Kinder sind von Natur aus Bewegungswesen. Sie rennen, klettern, hüpfen, nicht weil sie es sollen, sondern weil ihr Körper danach verlangt. Diese Bewegungsfreude ist kein Zufall: Sie ist essenziell für eine gesunde Entwicklung auf allen Ebenen.
Als Eltern möchten wir das Beste für unsere Kinder. Wir sorgen uns um ihre Ernährung, ihre Bildung, ihre emotionale Entwicklung. Doch manchmal übersehen wir das Naheliegendste: die Bewegung. Vielleicht weil sie so selbstverständlich scheint, vielleicht weil der Alltag so voll ist mit anderen Aufgaben. Wir verstehen, wie schwer es sein kann, in einem durchgetakteten Leben noch Zeit und Raum für Bewegung zu schaffen. Die Schule, die Hausaufgaben, die Hobbys, irgendwo muss gespart werden, und oft ist es die freie Spielzeit, die auf der Strecke bleibt.
Doch Bewegung ist kein Luxus, den wir unseren Kindern gönnen, wenn Zeit übrig ist. Sie ist ein Grundbedürfnis, so fundamental wie Essen und Schlafen. In den folgenden Abschnitten erfährst du, warum das so ist und was passiert, wenn Kinder sich regelmässig bewegen können. Nicht um dir Schuldgefühle zu machen, sondern um dich zu ermutigen. Denn jede Minute Bewegung zählt, und es muss nicht perfekt sein. Ein Kind, das toben, rennen und spielen darf, holt sich, was es braucht.
Motorische Entwicklung
Durch Bewegung entwickeln Kinder ihre motorischen Fähigkeiten. Grob- und Feinmotorik, Koordination, Gleichgewicht und Körperwahrnehmung, all das wird nicht in der Theorie gelernt, sondern durch praktisches Tun.
Ein Kind, das regelmässig klettert, springt und balanciert, entwickelt ein sicheres Körpergefühl. Es lernt, seine Kräfte einzuschätzen, Risiken abzuwägen und sich im Raum zu orientieren. Diese Fähigkeiten sind die Grundlage für vieles, was später im Leben gebraucht wird.
Wissenschaft
Die motorische Entwicklung in den ersten Lebensjahren beeinflusst nachweislich die spätere schulische Leistung. Kinder mit gut entwickelter Motorik haben es auch beim Schreiben, Lesen und Rechnen leichter.
Kognitive Entwicklung
Bewegung macht schlau. Das klingt vereinfacht, ist aber wissenschaftlich gut belegt. Körperliche Aktivität fördert die Durchblutung des Gehirns, regt die Bildung neuer Nervenzellen an und stärkt die Verbindungen zwischen verschiedenen Hirnregionen.
Besonders komplex koordinierte Bewegungen, etwa Ballspiele oder Klettern, fordern das Gehirn heraus. Es muss gleichzeitig planen, ausführen und korrigieren. Diese Art von Multitasking trainiert Fähigkeiten, die auch für das schulische Lernen wichtig sind.
Emotionale und soziale Entwicklung
Beim gemeinsamen Spielen und Bewegen lernen Kinder wichtige soziale Fähigkeiten. Sie müssen Regeln aushandeln, fair spielen, mit Frustrationen umgehen und sich in andere hineinversetzen.
Bewegung hilft auch bei der Emotionsregulation. Ein Kind, das sich austoben kann, baut Spannungen ab und findet leichter sein Gleichgewicht. Die körperliche Erschöpfung nach dem Spielen führt zu entspannterem Verhalten und besserem Schlaf.
Wie viel Bewegung brauchen Kinder?
Die Empfehlungen sind eindeutig: Kinder sollten sich täglich mindestens 60 Minuten mit mittlerer bis hoher Intensität bewegen. Das bedeutet nicht Hochleistungssport, sondern aktives Spielen, bei dem die Kinder ausser Atem kommen.
Diese 60 Minuten müssen nicht am Stück sein. Mehrere kürzere Aktivitäten über den Tag verteilt sind genauso wirksam. Wichtig ist die Regelmässigkeit, nicht die einzelne Trainingseinheit.
Elterntipp
Kinder brauchen keine Sportprogramme, um sich zu bewegen. Freies Spielen, Herumtoben und Entdecken sind genauso wertvoll. Gebt euren Kindern Zeit und Raum zum Bewegen, der Rest ergibt sich oft von selbst.
Die Realität: Bewegungsmangel
Leider bewegen sich viele Kinder heute zu wenig. Bildschirmzeit, weniger Spielräume im Freien und ein durchgetakteter Alltag führen dazu, dass Bewegung zu kurz kommt. Die Folgen zeigen sich in zunehmenden motorischen Defiziten und gesundheitlichen Problemen.
Dabei geht es nicht darum, Kindern Vorwürfe zu machen. Die Verantwortung liegt bei den Erwachsenen: Eltern, Schulen, Städteplaner. Sie schaffen die Bedingungen, unter denen Kinder aufwachsen.
Was Eltern tun können
Die gute Nachricht: Es braucht keine grossen Anstrengungen, um Kindern mehr Bewegung zu ermöglichen.
- Vorbild sein: Kinder ahmen nach. Aktive Eltern haben aktive Kinder.
- Zeit draussen: Regelmässige Zeit im Freien, bei jedem Wetter.
- Spielen ermöglichen: Unstrukturierte Spielzeit, ohne Programm und Ziel.
- Bewegung in den Alltag: Zu Fuss zur Schule, Treppen statt Lift.
- Sportverein: Für ältere Kinder, die strukturiertes Training mögen.
Bewegung ist ein Grundbedürfnis
Kinder brauchen Bewegung wie sie Nahrung und Schlaf brauchen. Sie ist nicht optional, sondern essenziell für eine gesunde körperliche, geistige und emotionale Entwicklung. Die Investition in Bewegungsmöglichkeiten für Kinder ist eine Investition in ihre Zukunft.
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