StartBewegung & PsycheNeuroplastizität

Neuroplastizität: Wie Sport das Gehirn verändert

Lange glaubte man, das erwachsene Gehirn sei unveränderlich. Was in der Kindheit angelegt wird, bleibt bestehen, und dann geht es nur noch bergab. Heute wissen wir: Das Gehirn ist ein Leben lang formbar. Und einer der stärksten Faktoren für diese Neuroplastizität ist Bewegung.

Vielleicht hast du schon einmal gedacht, dass du für bestimmte Dinge einfach nicht gemacht bist. Dass du nicht gut im Lernen bist, dass dein Gedächtnis nachlässt oder dass deine besten Jahre hinter dir liegen. Wir möchten dir etwas sagen, das Hoffnung machen kann: Diese Überzeugungen entsprechen nicht der wissenschaftlichen Realität. Dein Gehirn ist nicht fest verdrahtet. Es verändert sich ständig, passt sich an, wächst sogar in bestimmten Bereichen. Und du hast mehr Einfluss darauf, als du vielleicht denkst.

Die Forschung der letzten Jahrzehnte hat unser Bild vom Gehirn revolutioniert. Wir wissen heute, dass neue Nervenzellen entstehen können, dass Verbindungen gestärkt und neue geknüpft werden. All das geschieht, während du lebst, lernst und dich bewegst. Bewegung spielt dabei eine Schlüsselrolle, denn sie liefert dem Gehirn die Nährstoffe und Wachstumsfaktoren, die es braucht, um sich zu erneuern. Das bedeutet: Jedes Mal, wenn du dich bewegst, tust du nicht nur deinem Körper etwas Gutes, sondern investierst auch in deine geistige Gesundheit und Leistungsfähigkeit. Lass uns gemeinsam entdecken, wie genau das funktioniert.

Was ist Neuroplastizität?

Neuroplastizität bezeichnet die Fähigkeit des Gehirns, sich zu verändern, neue Verbindungen zu bilden und sich an neue Anforderungen anzupassen. Diese Plastizität ist die Grundlage für Lernen, Gedächtnis und Erholung nach Verletzungen.

Sport fördert die Neuroplastizität auf beeindruckende Weise. Körperliche Aktivität regt das Wachstum neuer Nervenzellen an, stärkt bestehende Verbindungen und verbessert die Durchblutung des Gehirns.

Der Hippocampus wächst

MRI-Studien zeigen: Bei regelmässig Trainierenden ist der Hippocampus, die Gedächtniszentrale des Gehirns, grösser als bei inaktiven Menschen. Diese Veränderung ist selbst bei älteren Erwachsenen nachweisbar.

BDNF: Das Wundermolekül

Brain-Derived Neurotrophic Factor, kurz BDNF, ist ein Protein, das bei körperlicher Aktivität verstärkt gebildet wird. Es wirkt wie ein Dünger für das Gehirn und hat weitreichende Effekte:

Schon eine einzelne Trainingseinheit erhöht den BDNF-Spiegel. Bei regelmässigem Training steigt der Grundwert dauerhaft an.

Kognitive Vorteile durch Bewegung

Die durch Sport geförderte Neuroplastizität hat messbare Auswirkungen auf kognitive Funktionen:

Gedächtnis

Sowohl das Arbeitsgedächtnis als auch das Langzeitgedächtnis profitieren von Bewegung. Studien zeigen bessere Leistungen bei Gedächtnistests nach mehrwöchigen Trainingsprogrammen.

Aufmerksamkeit und Konzentration

Regelmässiger Sport verbessert die Fähigkeit, sich zu fokussieren und Ablenkungen auszublenden. Der Effekt ist sowohl bei Kindern (ADHS) als auch bei Erwachsenen nachgewiesen.

Exekutive Funktionen

Planung, Problemlösung und flexible Denkweisen werden durch Bewegung gefördert. Das präfrontale Kortex, zuständig für diese Funktionen, zeigt bei aktiven Menschen mehr Aktivität.

Verarbeitungsgeschwindigkeit

Sportler reagieren schneller und verarbeiten Informationen effizienter. Die bessere Durchblutung und die optimierten neuronalen Verbindungen machen sich bemerkbar.

Kombinierter Effekt

Noch wirksamer als reiner Ausdauersport ist die Kombination von Bewegung mit kognitiven Herausforderungen, etwa Tanzen, koordinativ anspruchsvolle Sportarten oder Sport mit Entscheidungsdruck.

Sport gegen den geistigen Abbau

Mit zunehmendem Alter nimmt die kognitive Leistungsfähigkeit normalerweise ab. Sport kann diesen Prozess verlangsamen. Studien zeigen, dass körperlich aktive ältere Menschen ein um 30 bis 40 Prozent niedrigeres Risiko für Demenz haben.

Die Mechanismen sind vielfältig: bessere Durchblutung, weniger Entzündungen, mehr BDNF und ein grösserer kognitiver Reserve. Es ist nie zu spät anzufangen, selbst Menschen über 70 profitieren noch von einem Trainingsbeginn.

Welcher Sport ist am besten für das Gehirn?

Grundsätzlich ist jede Bewegung gut für das Gehirn. Bestimmte Trainingsformen haben jedoch spezifische Vorteile:

Bewegung formt das Gehirn

Sport ist nicht nur gut für Muskeln und Herz, sondern buchstäblich ein Gehirntraining. Die durch Bewegung geförderte Neuroplastizität verbessert Gedächtnis, Konzentration und geistige Flexibilität und schützt vor altersbedingtem Abbau. Jeder Schritt, den du machst, ist auch ein Schritt für dein Gehirn.

Zurück zu Bewegung & Psyche